Volpone ist mein Name

„Fuchs, du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her…“ So ein Unsinn, sag ich dir. Ich stehle weder Gänse noch Hühner. Viel zu mühsam. Aber auf die Eier bin ich scharf. Immer, wenn am Morgen Hühner fehlen, schreien die Leute: „Schiesst ihn tot, den Fuchs. Alle Hühner sind weg. Auch der Hahn!“ Würden die Schreier mit Verstand den Tatort betrachten, sähen sie die Spuren eines Marders, der hier sein Blutfest feierte. Mein Bau ist im Wald. Wenn es dunkel wird, schnüre ich ins Dorf. Ich kenne die Pfade, wo niemand mich sieht. Den Weg zum Futter hab ich im Griff. Ich weiss, wo die Menschen sind, die es gut mit mir meinen. Sie stellen mir knackige Abfallsäcke hin, in denen Früchte, Gemüse, Fleischreste und ähnliches mehr vor sich hinrotten. Genau meine Kragenweite. Ich rupfe den Sack auf, lege den Inhalt vor mich hin. Mit Nase und Pfote bereite ich mir eine leckere Festtagstafel zu. Fort mit Zigarettenstummeln, mit Plastik, Büchsen, Glas und anderem Güsel. Und dann was übrig bleibt: Köstlich, kann ich nur sagen, köstlich. Eigenlob stinkt. Aber ich darf in aller Bescheidenheit darauf hinweisen: Ich bin schlau, ich bin ein Fuchs. Köpfchen hab‘ ich und Spürsinn! Übrigens: Volpone ist mein Name. Du wirst noch öfters von mir hören.

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